Unsere Inhalte sind pharmazeutisch und medizinisch geprüft.

Migräne-Verlauf: Die fünf typischen Phasen

Wie verläuft eigentlich eine Migräne? Welche Phasen gibt es und was kündigt eine Attacke an? In diesem Artikel bekommen Sie Informationen über die Symptome und darüber, was Ihnen helfen kann.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • wie Sie die einzelnen Phasen erkennen können
  • welche Beschwerden und Symptome sie haben
  • welche Sonderfälle es gibt
  • was Sie tun können

Migräne besteht nicht immer nur aus der Attacke selbst. Sie kündigt sich bei vielen Betroffenen mit unterschiedlichen Symptomen an. Und auch nach dem Anfall fühlen sie sich noch anders als normal. Experten unterscheiden beim Migräne-Verlauf fünf Phasen. Sie können sich überlappen.

Wie kündigt sich ein Migräne-Anfall an? Die Prodromalphase (Frühphase)

Verlauf und Symptome: Etwa 30 Prozent der Patienten spüren vor einem Migräneanfall unterschiedliche Anzeichen. Dazu gehören Stimmungsänderungen zwischen Depression und Euphorie, Heißhunger, Durst, Harndrang, Verstopfung, Durchfall, Nackensteifheit, Müdigkeit oder Benommenheit.

Dauer: unterschiedlich, die Phase beginnt maximal 2 Tage, manchmal aber auch nur einige Stunden vor dem Migräneanfall. Typisch ist, dass die Frühphase bei Migräne ohne Aura vor dem Beginn der Schmerzen einsetzt. Bei Migräne mit Aura beginnt sie vor dem Einsetzen der Aura.

Behandlung und Hilfe: Viele Patienten bringen die frühen Symptome nicht mit ihrer Migräne in Verbindung, weil ihr Kopf noch nicht wehtut. Es kann allerdings hilfreich sein, wenn Sie diese frühen Anzeichen erkennen. So sind Sie besser auf die Attacke vorbereitet.

Es gibt Betroffene, die ihre Anfälle so genau voraussagen können und die Behandlung entsprechend einleiten.

Tipp: Führen Sie ein Kopfschmerztagebuch und notieren Sie Trigger und Prodrom-Symptome. Schmerzmittel sollten Sie in der Früh- und auch in der Auraphase noch nicht nehmen. Mediziner raten zwar zu einer möglichst frühen Einnahme, aber erst zu Beginn der Kopfschmerzphase.

Migräne mit Aura

Verlauf und Symptome: Diese Phase des Migräne-Verlaufs erleben 10 bis 15 Prozent der Betroffenen. Sie klagen über Sehstörungen wie helle Flecke, Lichtblitze und manchmal kurzzeitigen Sehkraftverslust. Weitere Symptome sind Kribbeln bzw. Taubheit im Gesicht oder auf einer Körperseite und Nadelgefühl in Arm oder Bein.

Manche Patienten haben außerdem Gleichgewichtsstörungen und Sprachprobleme (zum Beispiel Schwierigkeiten, die richtigen Wort zu finden). Die Kopfschmerzen beginnen meistens erst nach der Aura oder kurz vor deren Ende.

Dauer: Die Auraphase schließt sich an die Prodomalphase an und dauert 20 bis 60 Minuten.

Behandlung und Hilfe: Wenn Sie spüren, dass die Auraphase beginnt, sollten Sie sich nach Möglichkeit in ein abgedunkeltes Zimmer zurückziehen. Nehmen Sie ein Schmerzmittel, sobald Kopfschmerzen einsetzen.

Sollte Ihnen Ihr Arzt ein Triptan verschrieben haben, so sollten Sie dieses erst nach der Aura-Phase einnehmen. Hinweis: Es gibt auch rezeptfreie Triptane. Sie sollten allerdings nicht ohne Erstdiagnose und Beratung durch den Arzt oder die Ärztin eingenommen werden.

Die Migräne-Attacke

Verlauf und Symptome: Sie ist das, was die meisten Menschen unter Migräne verstehen. Die Patienten spüren Schmerzen meist auf einer Seite des Kopfes, oft breitet er sich aber auch auf die andere Seite, Schläfe, Stirn und die Augenregion aus.

Der Schmerz ist pochend, stechend oder pulsierend. Die Betroffenen sind licht- und geräuschempfindlich, manchmal können sie auch Gerüche oder Berührungen nicht ertragen. Hinzu kommen oft Übelkeit und Erbrechen. Anstrengung verschlimmert die Beschwerden.

Die Migräne-Attacke

Dauer: Die Hauptphase im Migräne-Verlauf dauert zwischen vier und 72 Stunden.

Behandlung und Hilfe: Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt als Mittel der ersten Wahl vor allem zwei Tabletten der Kombination Acetylsalicylsäure (ASS, 250 bis 265 mg), Paracetamol (200 bis 265 mg) und Koffein (50 bis 65 mg).
Diese Kombination ist besonders wirkungsvoll und wird deshalb am meisten empfohlen.

Auch ASS (900 bis 1000 mg), Ibuprofen (400 mg), Naratriptan (2,5 mg), Paracetamol (1000 mg) bzw. Phenazon (1000 mg) gelten als Mittel der ersten Wahl. Die Kombination mit Coffein ist allerdings besonders wirksam und gleichzeitig gut verträglich. Die Tabletten sollten zu Anfang der Attacke eingenommen werden, aber nicht länger als einige Tage.

Was Sie noch tun können: Ziehen Sie sich in einen abgedunkelten, ruhigen Raum zurück und legen Sie sich hin. Legen Sie einen kalten Waschlappen auf die Stirn.

Auflösungsphase der Migräne

Verlauf und Symptome: Das Schlimmste ist überstanden. Die Symptome sind zwar noch da, werden aber weniger intensiv. Die Kopfschmerzen sind nicht mehr pulsierend, sondern eher gleichbleibend. Patienten sind oft sehr müde.
Die Übelkeit und die Empfindlichkeit z.B. gegen Licht werden weniger, sind aber noch nicht verschwunden. Diese Phase wird oft noch zur Migräneattacke hinzugerechnet, manchmal aber auch zur Rückbildungsphase.

Dauer: Diese Phase beginnt in der Regel 3 Tage nach Beginn der Attacke und geht in die Erholungsphase über. Insgesamt dauert sie etwa 24 Stunden.

Behandlung und Hilfe: Nehmen Sie Schmerzmittel nicht länger als drei Tage. Wenn die Schmerzen geringer werden, sollen Sie sich Ruhe gönnen.

Phase 5: Die Erholungsphase

Verlauf und Symptome: Die Patienten sind angeschlagen und fühlen sich wie nach einem Kater. Die Symptome ähneln denen der Prodromalphase. Zu den Nachwirkungen der Migräne gehörten ein eingeschränktes Hungergefühl und Müdigkeit.
Schlappheit und Erschöpfung können anhalten, Patienten spüren diese Nachwehen oft noch am Tag danach.

Dauer: bis zu 24 Stunden

Behandlung und Hilfe: Sie brauchen jetzt viel Ruhe. Schlaf ist wichtig, damit Sie zu Kräften kommen und wieder fit werden.

Wie lange dauert ein Migräne-Anfall?

Nicht jeder Patient durchläuft alle diese Phasen. Deshalb ist es schwierig, eine genaue Angabe über die Migräne-Dauer zu geben. Meist halten die Beschwerden der Migräne mehrere Tage an. Die folgenden Angaben sind deshalb nur Anhaltspunkte:

  • die Frühphase dauert meist einen bis zwei Tage
  • die Aura endet nach maximal einer Stunde
  • die Kopfschmerzphase (inkl. Auflösungsphase) zieht sich vier bis 72 Stunden hin
  • die Erholungsphase kann noch einmal etwa 24 Stunden andauern

Von den Vorboten bis zur Erholungsphase kann die Migräne-Dauer eine Woche betragen. Nach der heftigen Kopfschmerzphase fühlen sich Patienten noch einige Tage lang erschöpft.

Auch Kinder haben Migräne – wie lange dauert sie bei ihnen?

Hier ist die Migräne-Dauer meist deutlich kürzer. Die Attacke ist oft schon nach zwei Stunden vorüber, nur gelegentlich gibt es Schübe von 48 Stunden. In der Regel legen sich Kinder hin, um zu schlafen, und stehen dann ohne Beschwerden wieder auf.

Migräne-Verlauf: Sonderfälle

Leiden Sie unter einer chronischen Migräne? Davon spricht man, wenn die Beschwerden über mehr als drei Monate an 15 oder mehr Tagen pro Monat auftauchen. Weil Schmerzmittel nicht dauerhaft eingenommen werden dürfen, sind sie bei dieser Migräne-Form nicht geeignet. Eine Dauermedikation ist nicht zu empfehlen.

In dem Fall kann Ihr Arzt Ihnen Medikamente zum Vorbeugen verschreiben. Dazu gehören Betablocker, Flunarizin, Valproat, Topiramat, Propranolol und Metoprolol. Sprechen Sie mit Ihrem Arzt über mögliche Nebenwirkungen.

Ein Kopfschmerztagebuch kann Ihnen außerdem helfen, Ihre Auslöser (Trigger-Faktoren) zu finden. So können Sie sie vermeiden und eine Attacke künftig eventuell sogar verhindern.

Die menstruelle Migräne

Spezielle Behandlung gibt es auch für einige seltenere Arten der Migräne. Eine ist die menstruelle Migräne, unter der etwa sieben Prozent der Migräne-Patientinnen leiden. Wie lange dauert die Migräne dieser Art? Attacken treten zwei Tage vor bis zwei Tage nach der Menstruation auf, eine Aura gibt es meist nicht.

Weil die Migräneschübe während der Regelblutung oft länger und stärker sind, werden sie oft mit Schmerzmitteln behandelt, die lange wirken. Dazu gehört Naproxen. Zusätzlich kann Ihr Arzt gegen die Übelkeit Mittel mit den Wirkstoffen Metoclopramid oder Domperidon verschreiben.

Auch ein Hormonpflaster kann die Beschwerden lindern.

Stress kann Wochenend-Migräne auslösen

Manchmal tritt Migräne vor allem am Wochenende auf. Häufig ist Stress der Trigger: Die Betroffenen denken am Samstag schon an den Montag.
Vorbeugend gegen Stress sind Entspannungsmethoden hilfreich. Außerdem sollten Sie darauf achten, Ihren Schlaf-Wach-Rhythmus am Wochenende nicht zu verändern.

Bei einer vestibulären Migräne leiden Patienten unter Schwindelattacken, die oft mit Übelkeit und Erbrechen verbunden sind. Danach beginnen einseitige Kopfschmerzen mit meist typischem Migräne-Verlauf. Die vestibuläre Migräne dauert einige Minuten bis einige Stunden. Behandelt wird diese Form wie jede andere Migräne.

Was tun, wenn die Migräne nicht aufhört

Die normale Migräne-Dauer liegt bei maximal 72 Stunden. Aber es gibt eine seltene Komplikation, bei der Patienten länger leiden: den sogenannten Status migraenosus. Die Attacken scheinen abzuklingen und kehren dann auf der anderen Kopfhälfte zurück.

Ursachen können Hormone sein, aber es gibt auch Patienten, bei denen die Medikamente nicht oder aufgrund von Übergebrauch nicht mehr wirken. Hier verschreibt der Arzt vorbeugende Medikamente.

Was tun, wenn die Migräne nicht aufhört

Die fünf typischen Phasen der Migräne

Bei vielen Patienten hat die Migräne Vor- und Nachphasen. Insgesamt kann der Migräne-Verlauf aus fünf Phasen (Prodrom, Aura, Attacke, Auflösung, Erholung) bestehen.
Die Migräne-Dauer liegt bei bis zu einer Woche, wenn alle Phasen durchlaufen werden. Die eigentliche Attacke dauert meist zwischen vier und 72 Stunden. Sobald der Kopfschmerz beginnt, sollten Medikamente eingenommen werden. In den Spätphasen sind Ruhe und Entspannung das beste Mittel, um sich zu erholen.

Die fünf typischen Phasen der Migräne


Silke Böttcher

Geschrieben von

Silke Böttcher

Das könnte Sie auch interessieren
Kopfschmerzen oder Migräne?
Was ist Migräne
Migräne macht reizbarer
Migräne im Alter
Behandlung Migräne
Migräne - Was tun
Migräne-Tabletten
Triptane
Triptane Einnahmetipps
Migräne-Hausmittel
Migräne Vorbeugen
Migräne vorbeugen – die besten Tipps
Migräne mit Sport lindern
Migräne: die besten Entspannungsmethoden
Biofeedback-Therapie bei Migräne
Stressbewältigungstraining
Migräne-Akupunktur im Visier

© 2023 A. Nattermann & Cie. GmbH. Alle Rechte vorbehalten.