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Was ist Migräne: Alles zu Formen, Ursachen, Symptomen und Hilfe

Rasende Kopfschmerzen, Lichtempfindlichkeit und Übelkeit – wer unter Migräne leidet, kennt diese Symptome nur zu gut. Aber was ist Migräne eigentlich? Lesen Sie hier, woran Sie die Krankheit erkennen, welche Auslöser es gibt und wie Sie sich Linderung verschaffen können.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • was die wichtigsten Auslöser für Migräne sind
  • welche Formen und Symptome es gibt
  • was Sie selbst gegen die Kopfschmerzen tun können

Symptome: Woran erkenne ich, ob ich Migräne habe?

Nach Spannungskopfschmerzen ist Migräne die zweithäufigste Kopfschmerz-Art überhaupt. 14,8 Prozent der Frauen und sechs Prozent der Männer leiden darunter. Auch Kinder können betroffen sein, bei ihnen sind die Schübe allerdings meist kürzer. Was ist Migräne genau? Das Wort bezeichnet eine neurologische Erkrankung, die unterschiedliche Symptome verursachen kann:

  • Typisch sind heftige Kopfschmerzen, die bei Bewegung schlimmer werden
  • Meist liegen sie im Stirnbereich, häufig auf einer Seite, manchmal auch auf beiden
  • Oft sind die Schmerzen anfallartig
  • Ein weiteres Anzeichen ist Übelkeit
  • Viele Patienten klagen über Heißhunger oder ein starkes Durstgefühl
  • Die Betroffenen sind empfindlich gegen Licht und Lärm
  • Manche Patienten haben außerdem Sehstörungen (retinale Migräne)

Viele Menschen leiden während einer Migräne-Attacke auch unter Reizbarkeit und einem steifen Nacken. Andere haben Probleme, klar zu sprechen. Wenn auch Schwindel und Gleichgewichtsstörungen hinzukommen, bezeichnen Mediziner das als Vestibuläre Migräne. Davon sind 30 bis 50 Prozent der Migräne-Patienten betroffen.

Wie bei den Symptomen gibt es auch bei der Dauer Unterschiede. Meist hält eine Attacke um die vier Stunden an. Ohne Behandlung kann es länger dauern – sogar mehrere Tage –, bis es Ihnen wieder besser geht.

Warum habe ich Migräne? Auslöser und Trigger

Forscher haben bisher keine endgültige Ursache für die Migräne identifiziert. Vererbung spielt eine Rolle. Forscher gehen aber auch davon aus, dass bestimmte Botenstoffe im Gehirn im Ungleichgewicht sind. So stellten sie fest, dass der Serotoningehalt in den betroffenen Gehirnbereichen niedriger ist. Außerdem ist das sogenannte Migränezentrum im Hirnstamm aktiviert. Es wird stärker durchblutet und reagiert deshalb überempfindlich auf Reize.

Bestimmte Faktoren können Auslöser (Trigger) für Migräne sein.
Dazu gehören:

  • Stress (körperlich bzw. emotional)
  • Hormonveränderungen, z.B. durch Menstruation oder Schwangerschaft
  • grelles Licht
  • starke Hitze
  • Wetterumschwünge
  • Lärm
  • ungewöhnliche Gerüche
  • Rauchen
  • Alkoholkonsum
  • Verhütungsmittel bzw. Antibabypille
  • Flüssigkeitsmangel
  • Veränderte Schlafgewohnheiten
  • Übermäßige körperliche Anstrengung
  • Der Genuss bestimmter Lebensmittel

Zu den Lebensmitteln und Lebensmittelzutaten, die Auslöser für Migräne sein können, gehören Zusatzstoffe wie Nitrate (Konservierungsmittel in Wurstwaren), Mononatriumglutamat und der künstliche Süßstoff Aspartam. Vorsicht ist auch bei eiskalten Speisen, Schokolade, Zitrusfrüchten und Würstchen geboten. Manche Patienten vertragen zudem Tyramin nicht. Das steckt zum Beispiel in Schimmelkäse, Rinderleber und Milchsauerprodukten wie Joghurt, Quark oder Kefir.

Wie Sie Ihre eigenen Trigger finden können

Um festzustellen, was Ihre Migräne-Ursachen sind, können Sie ein Kopfschmerztagebuch führen. Darin dokumentieren Sie Ihren Tagesablauf inklusive Angabe aller Lebensmittel so exakt wie möglich. Nach einiger Zeit können Sie Zusammenhänge erkennen: Was ist Migräne für Sie und welche Gründe für Ihre Beschwerden könnte es geben? Sobald Sie wissen, was Ihre Trigger sind, können Sie leichter vorbeugen.

Wie Sie Ihre eigenen Trigger finden können

Der Verlauf einer Migräne-Attacke

Sie kennen jetzt die vielfältigen Ursachen und wissen, was die Auslöser für Ihre Migräne-Kopfschmerzen sind. Auch der Verlauf ist nicht immer gleich. Meist kann man drei Phasen unterscheiden:

  • In der Frühphase spürt etwa ein Drittel der Betroffenen bestimmte Vorzeichen (Fachbegriff: Prodromi). Dazu gehören Heißhunger, depressive Verstimmung, Lärmempfindlichkeit und Verstopfung. Diese Phase kann einige Stunden, aber auch ein bis zwei Tage dauern.
  • Anschließend folgt die Aura-Phase, in der zehn bis 15 Prozent der Betroffenen unter neurologischen Störungen leiden: Das kann Sehverlust sein, aber auch Kribbeln oder Sprachstörungen. Diese Symptome entwickeln sich langsam. Im Schnitt hält die Aura-Phase etwa eine Stunde an.
  • Die dritte Phase ist das, was die meisten als den typischen Migräneanfall wahrnehmen. Es ist die Kopfschmerzphase, die vier Stunden bis etwa drei Tage andauern kann. Patienten spüren in dieser Phase pochende Kopfschmerzen, die schlimmer werden, wenn sie sich bewegen. Oft kommen Übelkeit und Erbrechen, Licht- und Lärmempfindlichkeit dazu.

Manchmal werden noch zwei weitere Phasen hinzugenommen: die Auflösungsphase, in der die Symptome langsam nachlassen, und die Erholungsphase, in der die Schmerzen endlich verschwunden sind. Betroffene fühlen sich zwar besser, sind aber noch müde und erschöpft. Kein Wunder, denn eine Migräne strengt den Körper sehr an. Bis zu 24 Stunden dauert es, bis Sie sich wieder richtig wohl fühlen.

Akut oder chronisch?

Was ist Migräne mit chronischem Verlauf? Wenn Patienten mindestens drei Monate lang an über 15 Tagen pro Monat Beschwerden haben, wird die Krankheit als chronisch bezeichnet. Diese Form ist seltener und betrifft am ehesten Frauen ab 40 Jahren. Nur etwa 2,5 Prozent der Patienten entwickeln im Lauf der Jahre eine chronische Ausprägung ihrer Beschwerden.

Was ist Migräne mit Aura?

Ärzte unterscheiden zwischen einer Migräne mit Aura und einer ohne. Was sind die Unterschiede? Bei der Form mit Aura, die auch als klassische Migräne bezeichnet wird, gehören Symptome wie Sehstörungen dazu. Etwa 15 bis 20 Prozent der Betroffenen leiden daran. Sie sehen dann zum Beispiel Zickzack-Linien oder sternförmige Punkte, die maximal eine Stunde vor dem Beginn der eigentlichen Migräne auftauchen.

Einige Patienten verlieren zwischenzeitlich sogar ihre Sehkraft. Das kann große Panik verursachen, aber Sie müssen sich keine Sorgen machen: Das lässt nach und das Sehvermögen kehrt vollständig zurück. Übrigens kann die Migräne mit Aura auch mit anderen Sinnen, etwa dem Hörsinn (etwa ein Klingeln in den Ohren vor der Attacke), verbunden sein.

Häufiger ist die Migräne ohne Aura – sie betrifft nach Angaben der Cleveland Clinic bis zu 85 Prozent der Patienten.

Was hilft bei Migräne?

Ganz gleich, unter welcher Art Migräne Sie leiden und was Ihre Trigger sind: Es gibt viele Möglichkeiten, die Beschwerden zu lindern. Zwar ist die Krankheit nicht heilbar, aber Sie sind ihr nicht hilflos ausgeliefert. In der Apotheke bekommen Sie Medikamente, mit denen Sie Ihre Migräne-Kopfschmerzen behandeln können.

Die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfiehlt die Substanzen Acetylsalicylsäure (ASS), Ibuprofen, Paracetamol und eine Kombination aus ASS, Paracetamol und Coffein. Mittel der ersten Wahl sind der DMKG zufolge:

Was hilft bei Migräne?
  • zwei Tabletten der fixen Kombination ASS (250 bis 265 mg) + Paracetamol (200 bis 265 mg) + Koffein (50 bis 65 mg) – diese Kombination wird von der DMKG besonders empfohlen
  • ASS (900 bis 1000 mg)
  • Ibuprofen (400 mg)
  • Naratriptan (2,5 mg)
  • Paracetamol (1000 mg)
  • Phenazon (1000 mg)

Einnehmen kann man die Tabletten ab zwölf Jahren. Man sollte sie wie alle Schmerzmittel maximal drei Tage am Stück und nicht häufiger als zehn Tage im Monat nehmen. Halten die Beschwerden länger an, sprechen Sie bitte mit Ihrem Arzt. Am besten wirken die Medikamente, wenn sie zu Beginn der Migräne-Attacke genommen werden.

Was kann man gegen Migräne tun? - Behandlungen und Therapien

Wenn zu den Kopfschmerzen auch Übelkeit kommt, verschreiben Ärzte manchmal Antiemetika (Medikamente, die das Erbrechen verhindern). Patienten sollten sie bei den ersten Anzeichen der Migräne einnehmen. Dann lindern sie nicht nur die Übelkeit, sondern verstärken auch die Wirkung der Schmerzmittel.

Wenn Sie gegen die Übelkeit keine Tabletten nehmen wollen, versuchen Sie es mit Hausmitteln. Etwa Ingwer. Aus den frisch geschnittenen Scheiben der Wurzel können Sie Tee zubereiten. Auch ätherische Öle aus Kamille, Fenchel bzw. Pfefferminze wirken gegen Übelkeit. Reiben Sie ein paar Tropfen Pfefferminzöl in den Nacken und atmen Sie den Duft ein. Weil das Öl kühlt, kann es auch die Beschwerden der beginnenden Migräne lindern.

Was kann man gegen Migräne tun? - Behandlungen und Therapien

Was Sie sonst noch tun können: Dunkeln Sie den Raum ab, in dem Sie sich aufhalten, legen Sie einen kalten Waschlappen auf die Stirn und massieren Sie Ihre Schläfen. Effektiv kann auch Akupressur sein. Das wurde sogar durch eine Studie bestätigt.
Anders sieht es mit Piercing aus. Diese Therapiemethode wird häufig in den sozialen Netzwerken erwähnt. Nach Angaben der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft gibt es bisher aber keinen wissenschaftlichen Beleg dafür, dass Ohrpiercing gegen Migräne wirkt. Die DMKG warnt sogar davor, weil sich am Ohrknorpel leicht Infektionen bilden.

Kann man Migräne vorbeugen?

Sie wissen jetzt, was Migräne ist, welche Trigger sie hat und wie Sie sie behandeln können. Es gibt aber auch Möglichkeiten, eine Attacke vorzubeugen. Achten Sie darauf, genug zu trinken und keine Mahlzeit auszulassen. Wichtig ist regelmäßiger Schlaf. Versuchen Sie außerdem, Stress zu vermeiden oder zu lernen, mit ihm umzugehen. Ihre persönlichen Auslöser können Sie mit Hilfe eines Kopfschmerztagebuches finden.

Vielleicht entdecken Sie so auch Lebensmittel, die bei Ihnen Migräne auslösen. Auch wenn es Ihnen schwer fällt: Auf diese sollten Sie verzichten oder sie stark reduzieren.

Grundsätzlich zu empfehlen ist regelmäßiger Sport. Denn er trägt dazu bei, Stress abzubauen. Dass man nebenbei Gewicht verliert, kann sich zusätzlich positiv auswirken: Einige Experten glauben nämlich, dass Fettleibigkeit und Migräne verbunden sind. Wichtig: Langsam starten und moderat trainieren!

Sie sehen, dass Sie viel selbst tun können. Aber Sie sollten unbedingt zum Arzt gehen, wenn

  • Sie Sprachstörungen oder Erschlaffungen auf einer Gesichtsseite haben
  • Sie eine Schwäche in Armen oder Beinen spüren
  • die Kopfschmerzen sehr plötzlich kommen und sehr stark sind – ohne vorherige Anzeichen
  • Sie Fieber, Nackensteifheit, Verwirrung oder Taubheit feststellen

Das können Symptome einer Migräne sein, aber auch Vorzeichen eines Schlaganfalls.

Migräne auf einen Blick

Quälende Kopfschmerzen mit Übelkeit und Lichtempfindlichkeit sind typische Kennzeichen einer Migräne. Die neurologische Erkrankung hat unterschiedliche Ursachen. Die Gene spielen eine Rolle, aber auch Trigger wie bestimmte Lebensmittel, extreme Temperaturen, Alkohol oder grelles Licht gehören dazu.

Heilbar ist Migräne leider nicht, aber mit Medikamenten können Sie die Beschwerden lindern. Besonders wirkungsvoll sind Tabletten mit den Wirkstoffen Acetylsalicylsäure, Ibuprofen, Paracetamol und eine Kombination aus Acetylsalicylsäure, Paracetamol und Coffein. Auch Hausmittel wie Pfefferminzöl können hilfreich sein.


Silke Böttcher

Geschrieben von

Silke Böttcher

Lesen Sie hier mehr zu Was ist Migräne :
  • Migräne und Gehirn: Die Zusammenhänge 

    Sie leiden unter Migräne? Dann reagiert Ihr Gehirn nicht nur während eines Anfalls sensibel.

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