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Koffein gegen Kopfschmerzen: Wirkung und Hintergründe

Trink' doch einen Kaffee mit Zitronensaft. Diesen Rat hat wohl jeder Kopfschmerz-Patient schon einmal gehört. In diesem Artikel erfahren Sie, was es mit Koffein auf sich hat, wie es Kopfschmerzen und Migräne lindern kann und worauf Sie achten sollten.

In diesem Artikel erfahren Sie:

  • warum Koffein in vielen Kopfschmerzmitteln enthalten ist
  • wie es wirkt
  • was Koffein überhaupt ist
  • was Sie beachten sollten

Warum ist Koffein in vielen Schmerzmitteln enthalten?

Koffein, das in natürlicher Form etwa in Kaffee enthalten ist, stimuliert das zentrale Nervensystem, und das macht Sie wach und munter. Seine Wirkung entfaltet es etwa 15 bis 30 Minuten nach dem Genuss, und sie kann einige Stunden anhalten.

Aber Koffein kann noch mehr: Es verstärkt die Wirkung von Schmerzmitteln deutlich. Das haben Studien zur Kombination aus Paracetamol, Ibuprofen oder Acetylsalicyl mit Koffein gezeigt. Dabei muss das Medikament mindestens 100 Milligramm Koffein enthalten. Die Wirkung tritt außerdem schneller ein.

Koffein regt die Freisetzung des schmerzlindernden Hormons Noradrenalin im Gehirn an. Noch effektiver ist es, wenn es mit Paracetamol, Ibuprofen und ASS kombiniert wird. Denn die beiden Arzneistoffe senken den Spiegel des schmerzauslösenden Hormons Dopamin. Auch das Schmerzmittel Ibuprofen wirkt intensiver, wenn Koffein hinzukommt. Koffein dient als Wirkbeschleuniger.

Koffein erhöht zudem die Magenmotilität (die Muskelbewegungen in der Magenwand). Die kann bei Kopfschmerz-Patienten verringert sein. Das verlangsamt die Aufnahme von Akutmedikamenten und verringert deren Wirksamkeit. Koffein wiederum kann die Absorption der Schmerzmittel fördern. Experten führen das auf eine schnelle Absenkung des pH-Werts im Magen zurück.

Hilft Koffein auch gegen Migräne?

Vor einer Migräne erweitern sich die Blutgefäße. Koffein sorgt dafür, dass sie sich wieder verengen und der Blutfluss eingeschränkt wird. Es kann so den Schmerz lindern. Das gilt vor allem dann, wenn es mit Schmerzmitteln wie Paracetamol, ASS und Ibuprofen kombiniert wird. Hinzu kommt, dass es die Bildung von Serotonin beeinflusst. Der Gehalt dieses Neurotransmitters ist am Anfang einer Migräne-Attacke erniedrigt.

Welche Schmerzmitteln enthalten eine Kombination mit Koffein?

Der Pflanzenstoff Koffein wird bei den Patienten als sogenanntes analgetisches (schmerzstillendes) Adjuvanz (Wirkstoffverstärker) eingesetzt –es lindert die Schmerzen nicht selbst, verstärkt aber die Wirkung der Arzneistoffe.

Studien zeigten, dass Koffein die Wirkstärke der Schmerzlinderung von Acetylsalicylsäure (ASS) undParacetamol bzw. einer Kombination aus beiden um 40 Prozent erhöhen kann. Dies trifft auch auf die Kombination mit Ibuprofen zu.

Als Mittel der 1. Wahl, deren Wirkung belegt ist und das bei Patienten gut vertragen wird, empfiehlt die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMGK) entsprechend zwei Tabletten der Kombination ASS (250 bis 265 mg), Paracetamol (200 bis 265 mg) und Coffein (50 bis 65 mg).

Diese Mischung wird bei intensiveren Kopfschmerzen und Migräne eingesetzt. Durch die Kombination der drei Wirkstoffe kann die Dosierung der einzelnen Wirkstoffe geringgehalten werden – deshalb sind die Tabletten gut verträglich. Auch Kinder ab zwölf Jahren können sie einnehmen.

Wie wirkt Koffein gegen Kopfschmerzen?

Der Pflanzenstoff hat vielfältige Wirkungen. Er

  • verstärkt die Muskelbewegungen in Ihrem Magen. Dadurch wird die Aufnahme der Schmerzmedikamente beschleunigt und deren Wirkung erhöht.
  • verengt die Blutgefäße, die durch die die Kopfschmerzen erweitert sind. Das lindert den Schmerz.
  • beeinflusst die Bildung von Serotonin. Bei Menschen mit Kopfschmerzen und Migräne ist der Serotoninspiegel niedrig. Koffein sorgt dafür, dass er wieder steigt.
  • hemmt die Adenosin-Rezeptoren, die im Schmerzgeschehen eine wichtige Rolle spielen.

Adenosin ist ein Botenstoff, der in allen Zellen vorkommt. Er blockiert die Ausschüttung belebender Neurotransmitter wie Noradrenalin oder Dopamin. Dadurch erweitern sich die Gefäße und der Blutdruck sinkt.

Bei einigen Kopfschmerzarten, vor allem bei Migräneattacken, steigt der Adenosin-Spiegel im Blut an. Der Botenstoff heftet sich an die Oberflächen von Rezeptoren im Gehirn. Und hier kann Koffein wirken, denn es besitzt genau diese Rezeptoren. Das funktioniert, weil es chemisch Ähnlichkeit mit Adenosin hat. So kann es dem Botenstoff den Zugang zu den Rezeptoren verwehren und dessen Wirkung stoppen.

Wie ist das mit Koffeintabletten?

Koffein gibt es in Tablettenform zu kaufen. Die Medikamente, die keine zusätzlichen Schmerzmittel enthalten und in der Regel auch nicht zur Schmerzbehandlung gedacht sind, bekommt man in der Apotheke.

Das sagen Studien zur Wirksamkeit bei Kopfweh

Klinische Studien mit mehreren tausend Patienten, etwa die sogenannte Thomapyrin®-Studie, belegen die Wirkung dieser Dreier-Kombination aus ASS, Paracetamol und Koffein. Sie übertrifft auch die Wirkung von ASS, Paracetamol bzw. einer Kombination der beiden Mittel deutlich.
Ein weiterer Vorteil: Die meisten der befragten Patienten, die unter Migräne bzw. Spannungskopfschmerzen litten, erklärten, dass sie das Mittel gut vertragen.

Kaffee gegen Kopfschmerzen: Hilft das wirklich?

Im Einzelfall kann Kaffee bei Kopfschmerzen helfen, denn Koffein hat eine leichte schmerzlindernde Wirkung.

Also könnten Sie Ihre Kopfschmerzen mit Kaffee behandeln? Ganz so einfach ist es nicht. Denn die Auswirkungen von Koffein auf das Gehirn können sehr unterschiedlich sein, je nachdem, wie oft es verwendet wird. Bei gelegentlichem Gebrauch kann es leicht lindernd wirken. Bei täglicher Koffeinbelastung kann das Gehirn allerdings eine Toleranz dafür entwickeln.

Bekannt ist aber, dass koffeinhaltige Getränke die Aufnahme vieler Kopfschmerzmedikamente durch den Körper unterstützen können. Besonders intensiv wirken starke Sorten wie Espresso oder Mokka. Deutlich effektiver sind Kombi-Medikamente mit Koffein, die Sie in der Apotheke bekommen.

Kaffee gegen Kopfschmerzen: Hilft das wirklich?

Helfen Kaffee oder Espresso gegen Migräne?

Bei leichten Migräne-Anfällen kann Ihnen der Genuss einer starken Tasse Kaffee oder Espresso Erleichterung verschaffen. Aber: Kaffee gilt andererseits auch als Auslöser für Migräne, und die Koffeinmenge ist je nach Sorte und Zubereitung des Getränks unterschiedlich groß. Ein Zuviel kann Ihnen also schaden.

Mit einer oder zwei Tassen können Sie aber nichts falsch machen. Das American Journal of Medicine stellte 2019 fest, dass das Risiko einer Attacke erst nach dem dritten koffeinhaltigen Getränk am Tag steigt.

Hausmittel: Kaffee mit Zitronensaft

Vielleicht kennen Sie das Hausmittel Kaffee mit Zitronensaft? Viele Menschen sind davon überzeugt, dass diese Mischung Kopfschmerzen mildern kann. Sie geben den Saft einer Zitrone in eine Tasse mit etwa 240 Millilitern Kaffee. Das Koffein verengt die durch den Migräne-Anfall erweiterten Blutgefäße. Und die Zitrone, die vor allem als Lieferantin von Vitamin C bekannt ist, unterstützt die Schmerzhemmung des Körpers.

Der Zitronen-Kaffee ist vor allem als Mittel gegen einen Kater bekannt. Gegen leichtes Kopfweh kann er Ihnen helfen.
Wirkungsvoller aber sind Schmerzmittel, die Koffein enthalten. Fragen Sie Ihren Apotheker, er hält gute Kombinationspräparate bereit.

Sonderfall: Kopfschmerzen nachts

Werden Sie manchmal nachts von Kopfschmerzen aus dem Schlaf gerissen? Diese Beschwerden werden auch hypnic headache, Wecker-Kopfschmerz oder medizinisch primär schlafgebundener Kopfschmerz genannt.

Diese Schmerzform ist erst seit 1988 bekannt. Betroffen sind meist Menschen zwischen 40 und 70 Jahren. Typisch ist auch, dass die Schmerzen oft zur gleichen Uhrzeit auftauchen. Ein Auslöser kann Stress sein, der die Betroffenen buchstäblich auch um den Schlaf bringt.

Gegen diesen Wecker-Kopfschmerz empfehlen Mediziner zur Vorbeugung, aber auch zur Linderung Koffein. Die Patienten sollten spät abends vor dem Schlafengehen eine oder zwei Tassen starken Kaffee oder Espresso trinken. Das gilt als besonders wirksam.

Lässt sich Kaffee oder Espresso mit Kopfschmerzmitteln kombinieren?

Sie wissen jetzt, dass Koffein die Wirkung von Schmerzmitteln deutlich verstärkt. Das wurde in zahlreichen Schmerzstudien nachgewiesen. Außerdem ist diese Kombination sehr gut verträglich.

Schmerzmittel, die ASS, Paracetamol und Coffein enthalten, wirken schneller und stärker als ASS und Paracetamol alleine gegen Spannungskopfschmerzen und Migräne (Diener, 2005).

Sehr wirksam ist auch die Kombination Ibuprofen und Koffein. Das Mittel lindert vor allem Kopfschmerzen mit Nacken- und Schulterbeschwerden schnell. Die Kombination wirkt, wie Studien zeigen, außerdem stärker und bei mehr Patienten als Ibuprofen alleine (Weiser, 2018, Diamond, 2000). Hinzu kommt, dass Ibuprofen eine antientzündliche Wirkung hat.

Koffein gegen Kopfschmerzen – die wichtigsten Erkenntnisse

Der Pflanzenstoff steckt nicht nur in Kaffee, sondern auch in Guarana, Tee oder Cola. In einer Tasse Schwarztee sind etwa 40, in einer Tasse Kaffee 100 Milligramm enthalten. Das sind allerdings nur Richtwerte; der Coffein-Gehalt ist sehr variabel.
Koffein stimuliert das zentrale Nervensystem und macht Sie wach und konzentriert. Und nicht nur das: Eine starke Tasse Kaffee kann Kopfschmerzen lindern.
Allerdings ist es schwer, einzuschätzen, wieviel Koffein Sie auf diese Weise aufnehmen. Es ist deshalb sicherer, es in Kombination mit Schmerzmitteln als Tablette einzunehmen. Dort bekommen Sie die optimale Dosierung direkt in Kombination mit den Wirkstoffen in den Tabletten. Koffein kann die schmerzlindernde Wirkung von Arzneistoffen wie ASS, Ibuprofen und Paracetamol bzw. einer Kombination daraus um 40 Prozent erhöhen.

Deshalb sind diese Kombi-Medikamente heute die bevorzugten Schmerzmittel für viele Kopfschmerz- und Migräne-Patienten, weil sie schnell wirken und zudem sehr gut verträglich sind. Auch Experten, darunter die Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) empfehlen die Kombinationen als Mittel erster Wahl bei Migräne und Spannungskopfschmerzen.


Silke Böttcher

Geschrieben von

Silke Böttcher

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